SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

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Magie
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SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

Beitrag von Magie »

Vielleicht hat der eine oder andere hier schon von dieser Veröffentlichung gelesen: Woche für Woche erscheint im Verlag der Süddeutschen Zeitung ein Buch samt CD, das eine Überblick über die Popmusik eines Jahres geben soll (von 1995 bis 2004).

Gerade habe ich den Band 1978 gelesen, in dem es natürlich auch um die Nina Hagen Band geht. Sehr interessant, wie Spliff damals eingeschätzt wurden:

" 'Mit Nina Hagen wollten wir nichts zu tun haben', erzählt Thomas Schwebel, später bei Fehlfarben (...). 'Auch schon weil die Band so Scheiße war'. Und der Punkpionier Jäki Eldorado sagt: 'Plötzlich gab es jemanden, der Punkrock für die Spießer machte.'

Tja, wer hätte das gedacht: SCHEISSE! Jemand nennt Spliff so.

Auch mir gefällt die Musik vor und nach der Nina Hagen Band besser, aber wenn es Ausdruck von Spießertum ist, mehr als drei Akkorde schätzen zu können, bin ich gerne Spießer (genauso wie das Mädchen in der Bausparwerbung).

Potschka hat vor einigen Jahren mal gesagt: "Wir wollten einfach nur gute Musik machen." Wenn das selbst von anderen progressiven Bands zur Zeit der NDW nicht erkannt wurde, verstehe ich, warum diese Zeit und das Musikgeschäft von Spliff so sehr verachtet wurden.
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Roter Hugo
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Re: SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

Beitrag von Roter Hugo »

Habe mir in einem Anfall von Umnachtung die besagte 1978er Ausgabe (und die 1968er) gekauft und mich auch schon über diese Aussagen geärgert. Für einen Punk-Puristen muß natürlich die lupenreine Rock-Musik der Nina-Hagen-Band "spießig" klingen. Die Nina-Hagen-Band hat nie Punk gespielt und wollte nie Punk spielen. (nur weil ein Stück PANK heißt und leichte Anklänge davon hat, ist es beileibe noch kein Punk. Zur Punk-Lady wurde die Hagen doch nur von der Presse gemacht, weils ein bißchen schrill klingt.)

Punk hat ehrlich gesagt für mich, und das ist gar nicht mal negativ gemeint, sowieso mit Musik nix zu tun und wollte das wohl auch nie. Der echte Punk war doch Protest pur, gegen die Alten, die langhaarigen Hippies und überhaupt alles. Diese Haltung hatte was und war auch mal notwendig, aber die SPLIFF-Jungs hatten damit nix zu tun.

Die o.g. Aussagen passen auch zu der sonstigen, völlig verqueren Musikauswahl der SZ-Redaktion, die eher abgehobenen Feuilleton- und möchte-gern Avantgardisten genüge tut als Musikfreunden.

Had to be said.

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Magie
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Re: SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

Beitrag von Magie »

Also, völlig verquer finde ich die Musikauswahl der SZ nicht. Sicherlich ignoriert sie konsequent den Mainstream, aber dafür gibt es ja auch z.B. vom Bertelsmann Club entsprechende Sammlungen. Nur weil man einen gewissen Anspruch vertritt, ist man nicht abgehoben.

Findest Du denn den Anspruch von Spliff, erstklassige Musik zu machen, auch abgehoben? Wieviel Mühe und Überlegung steckt z.B. in den Sounds von Reinhold Heil. Nur weil also jemand (wie jetzt eben die SZ-Redakteure) etwas Unbequemes oder Unbekanntes veröffentlicht, disqualifiziert man sich doch noch lange nicht. Vielfach ist die Berichterstattung auch seriöser Zeitungen über Musik auf das Niveau der Bravo gesunken, so daß ich der SZ insgesamt dankbar für ihre neue Edition bin.

Außerdem kenne ich genügen Konsumenten der aktuellen Retortenmusik, die sich als glühende Musikfans begreifen (schon Containerbewohner dürfen sich ja Künstler schimpfen): So gesehen zähle ich mich auch lieber zur Avantgarde!

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Re: SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

Beitrag von Magie »

Ich finde die Musik der Nina Hagen Band allerdings auch schwach im Vergleich zur Zeit davor und besonders danach, aber Scheiße sind für mich aus dem gleichen Jahr dann doch eher "Vader Abraham und die Schlümpfe".
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Re: SZ Diskothek -- Nina Hagen Band

Beitrag von sternenmillionär »

wow heute gibt`s aufgewärmtes essen von 2005. ich weiß absolut nicht, wie jemand nhb als punk bezeichnen kann; aber das ist ein guter diskussionspunkt. in gb ist es ja so, daß es irgendwie eine rassentrennung zwischen der musik, die vor dem 02.10.1977 enstanden ist und danach; zwischendrin lag ja die sex pistols-explosion, wobei die an sich ja nicht wirklich wichtig sind. es war einfach ein aufstand gegen das establishment und das war auch gut so, wer gerne mal Disco 76 und danach Disco 78-81 guckt, sieht das schon. irgendwann ende 1981 übernahm dann Thomas Stein die redaktion de sendung und dann mußten die das ganz schnell einstellen wegen der notwendigen formate. wollte sagen: ende 77 bis ende 81 war die möglichkeit für echten punk, aber nhb gehört defintiv nicht dazu. es fehlt: Blut und Kotze.
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