Herzlichen Glückwunsch
Verfasst: Freitag 14. April 2006, 12:40
Habe gerade diesen für uns eher etwas provozierenden Text gefunden iund wollt mal eure Meinungen/Kommentare hören:
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Spliff - Herzlichen Glückwunsch
O.k., vielleicht ecke ich jetzt irgendwo an. Zunächst einmal: es gibt viele Gründe, warum man Spliff hassen kann. Sie haben den Weg (mit-)bereitet für unsympathischen Deutschrock (ich sag nur mal Klaus Lage), haben mit Nina Hagen die Tubes vergewaltigt, ein oft ekliges, in Testosteron mariniertes Stageacting praktiziert, sind in fleckigen Feinripp-Unterhemden (Mitteregger) und mit unfassbar schrecklichen Brillen (Heil) aufgetreten und und und...und dabei haben wir über ihre Fans noch gar nicht gesprochen...
So. Und trotzdem schätze ich sie. Oder besser, schätze ich einiges an und vieles von ihnen. An ihnen mag ich das gnadenlose Sounddesign und ihre direkte und knochentrockene Produktion. Und von ihnen mag ich eine gute handvoll Songs. Wie diesen Titelsong ihres 1982er Albums.
Allein das Intro: zu einer unglaublich knarzigen Gitarre, die ein einprägsames Wrrrrock-Riff spielt, gesellen sich Snare-Drum-Anschläge wie polnische Sylvesterkracher, ein einziger Anschlag aufs Trommelfell (Spliff waren eben auch immer unheimlich laut). Dann beginnt der eigentliche Song, geslappter Bass, ein rhythmischer Synthie und das präzise Schlagzeug, schliesslich der arrogant-zugekokste Gesang Herwig Mittereggers, der diese immer seltsamen und oft unbehaglichen Texte hervorstösst.
"Irgendwo im Keller, mitten in Berlin
sitzt ein kleiner Junge und wartet auf Benzin.
Er zählt die Sterne jede Nacht, nach vorne und zurück.
Er träumt vom Sternenmillionär, Sterne bringen Glück.
Und irgendwann kommt irgendwer und nimmt ihn bei der Hand:
Junger Mann, wir geh'n zum Strand!
Weißt du wer ich bin?
Schau rauf zum Himmel,
diese Sterne, sie seh'n aus wie Stroh,
komm laß sie uns verbrennen,
ich will es so.
Jetzt weißt du, wer ich bin!
Herzlichen Glückwunsch, toi, toi, toi!
Herzlichen Glückwunsch, toi, toi, toi!
Alles Gute, herzlichen Glückwunsch."
Ich gebe dazu, wenn man das liest klingt das alles äusserst unerfreulich. Aber gegen die seltsame Kraft, die das besitzt, komme ich nicht an, ich würde es allerdings auch gar nicht versuchen wollen. Eine zu Musik geronnene Line Speed, da verengen sich die Augen von selbst zu schmalen Schlitzen und unbewusst fletschen sich die Zähne direkt mit. Das ist Ruinenmusik, die so wahrscheinlich wirklich nur im Berlin der frühen Achtziger, als die Stadt noch nicht die böse Stadt, sondern einfach nur isoliert war, entstehen konnte. Ab und zu braucht man das.
posted by Stitch @ 21:17
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Spliff - Herzlichen Glückwunsch
O.k., vielleicht ecke ich jetzt irgendwo an. Zunächst einmal: es gibt viele Gründe, warum man Spliff hassen kann. Sie haben den Weg (mit-)bereitet für unsympathischen Deutschrock (ich sag nur mal Klaus Lage), haben mit Nina Hagen die Tubes vergewaltigt, ein oft ekliges, in Testosteron mariniertes Stageacting praktiziert, sind in fleckigen Feinripp-Unterhemden (Mitteregger) und mit unfassbar schrecklichen Brillen (Heil) aufgetreten und und und...und dabei haben wir über ihre Fans noch gar nicht gesprochen...
So. Und trotzdem schätze ich sie. Oder besser, schätze ich einiges an und vieles von ihnen. An ihnen mag ich das gnadenlose Sounddesign und ihre direkte und knochentrockene Produktion. Und von ihnen mag ich eine gute handvoll Songs. Wie diesen Titelsong ihres 1982er Albums.
Allein das Intro: zu einer unglaublich knarzigen Gitarre, die ein einprägsames Wrrrrock-Riff spielt, gesellen sich Snare-Drum-Anschläge wie polnische Sylvesterkracher, ein einziger Anschlag aufs Trommelfell (Spliff waren eben auch immer unheimlich laut). Dann beginnt der eigentliche Song, geslappter Bass, ein rhythmischer Synthie und das präzise Schlagzeug, schliesslich der arrogant-zugekokste Gesang Herwig Mittereggers, der diese immer seltsamen und oft unbehaglichen Texte hervorstösst.
"Irgendwo im Keller, mitten in Berlin
sitzt ein kleiner Junge und wartet auf Benzin.
Er zählt die Sterne jede Nacht, nach vorne und zurück.
Er träumt vom Sternenmillionär, Sterne bringen Glück.
Und irgendwann kommt irgendwer und nimmt ihn bei der Hand:
Junger Mann, wir geh'n zum Strand!
Weißt du wer ich bin?
Schau rauf zum Himmel,
diese Sterne, sie seh'n aus wie Stroh,
komm laß sie uns verbrennen,
ich will es so.
Jetzt weißt du, wer ich bin!
Herzlichen Glückwunsch, toi, toi, toi!
Herzlichen Glückwunsch, toi, toi, toi!
Alles Gute, herzlichen Glückwunsch."
Ich gebe dazu, wenn man das liest klingt das alles äusserst unerfreulich. Aber gegen die seltsame Kraft, die das besitzt, komme ich nicht an, ich würde es allerdings auch gar nicht versuchen wollen. Eine zu Musik geronnene Line Speed, da verengen sich die Augen von selbst zu schmalen Schlitzen und unbewusst fletschen sich die Zähne direkt mit. Das ist Ruinenmusik, die so wahrscheinlich wirklich nur im Berlin der frühen Achtziger, als die Stadt noch nicht die böse Stadt, sondern einfach nur isoliert war, entstehen konnte. Ab und zu braucht man das.
posted by Stitch @ 21:17
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