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Glaspalast
Verfasst: Sonntag 29. Oktober 2006, 14:04
von Magie
Es war soviel über Herwig Mitteregger die Rede, da paßt dieses Lied gut, denke ich.
"Einmal wollt ich leben, und wußte nicht mehr wie."
Dieser Zeile hat natürlich einen konkreten Bezug, doch ist es zu weit hergeholt, daß Herwig sich öfters auch in anderen Zusammenhängen so gefühlt haben mag? Ich denke auch an die schwierige Suche nach eine Plattenfirma 1997, oder die bröckelnde Beziehung zu Spliff an sich in den Achtzigern.
In jedem Fall einer der besten Songs von Herwig/Spliff überhaupt, der es Wert ist, hier genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Re: Glaspalast
Verfasst: Sonntag 29. Oktober 2006, 18:12
von priss
Einer der besten Mitteregger- und Spliff-Songs ever - ja, das sehe ich absolut genauso! Kein Wunder, dass es der Abschlusssong von "Herzlichen Glückwunsch" ist: Es ist ja üblich, dass sich der ambitionierteste Song oftmals am Schluss eines Albums findet - gewissermaßen als finaler Paukenschlag.
Zunächst etwas zum Text: Anlaß für den Song war wohl Herwigs gerade laufende Scheidung. Wir wissen, dass aus dieser Ehe Herwigs Tochter Dinah hervorgegangen ist, die er bei seiner ersten Solo-Tour ja mitgenommen hat. Hier entwickelt er seine "Chiffren"-Technik zu einem Höhepunkt: Eine Chiffre ist nicht so konkret wie eine Metapher oder ein Symbol, sondern eher sinnverkürzend. Eine Chiffre bleibt immer eher vage und erschließt sich erst im restlichen textlichen Kontext. Das regt die Phantasie des Zuhörers natürlich ungemein an und bringt die Rädchen der Imagination kräftig zum Drehen. Beispiel: "100000 Männer ziehn mal wieder los - sind so stark zu Wasser und zu Land...".
Zur Musik: Phantastisch sind die Soundscapes, die Reinhold kongenial dazu kreiiert. Genial finde ich seinen Einsatz des Hall-Effektes: Nie woanders habe ich so große Hallräume und so lange Hallzeiten gehört wie bei Spliff. Doch dann gibt es noch die Stelle: "Hier oben sind so viele...", wo der Sound VÖLLIG trocken (also ganz ohne Halleffekt) ist. Ich kenne niemanden, der einen Halleffekt derartig intensiv und sinnstiftend einsetzt wie Reinhold.
Die Live-Umsetzung dieses Songs gehört zum Intensivsten, was ich je von Spliff gesehen habe: Im Mittelteil geht Herwig in die Knie und hämmert auf die Simmons-Pads am Boden ein...
Die Intensität und Dichte von "Glaspalast" hat Herwig konservieren können: Für seine erste Soloplatte "Kein Mut Kein Mädchen"...
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 30. Oktober 2006, 11:20
von Spliffer
Hallo Priss du solltest mit "Andy Eder" mal den Job tauschen.
Nach der Omasch hätte "BockX" jedenfalls noch Zukunft und ich Hoffnung.
Sorry war nicht das Thema.
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 30. Oktober 2006, 14:32
von Roter Hugo
Aber Recht hast du !!!!
Kann auch dem Beitrag von priss nur zustimmen, "Glaspalast" ist und bleibt eins der absoluten Highlights der Spliffer, und typischer SPLIFF könnts eigentlich nicht sein. In der öffentlichen Darstellung immer ein bißchen zu kurz gekommen hinter Carbonara, Blech und Deja vu, finde ich. Ist halt nicht direkt refainmäßig eingängig, mehr was zum richtig reinhören und dann abgehen:
"Am Tag war ich dein Killer und nachts war ich bei dir
manche fallen auf die Knie, ich hab sie tot gemacht"
(was auch immer damit gemeint ist, eine Gänsehaut ist noch jedesmal wieder dabei)
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 30. Oktober 2006, 18:09
von priss
@ Spliffer & Roter Hugo. Danke für die Blumen. Wenn ich ernsthaft und tatsächlich irgendwas für "Bock auf Spliff" tun könnte - ich würde es tun. Der RTL-Auftritt letztes Jahr machte wirklich Appetit auf mehr.
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 30. Oktober 2006, 20:50
von Magie
Der Doktor rät: Zurück zum Thema!
Sobald die im Fieber gegrillte Gehirnzellen nachbestellt sind, kommt auch mein Senf dazu.
Re: Glaspalast
Verfasst: Dienstag 31. Oktober 2006, 08:39
von spliffco
glaspalast ist einer der besten, wenn nicht der beste song von spliff überhaupt, denn die musikalische umsetzung ist einmalig, genial.
Re: Glaspalast
Verfasst: Samstag 4. November 2006, 20:26
von Spliffer
Für mich sind die Lieder von Spliff und deren Umfeld
Immer eine Sache meiner Stimmungslage gewesen,ich kann
nicht sagen das ist das beste oder das.Jedes hat irgendwie seine Berechtigung.
Zum Song:
Genial...Wahnsinn...Überirdisch...
Der Text Handel sich für mich ohne viel Schnörkel
Vom Soldat der nicht mehr zurück kommt.
Naja im groben
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 20. November 2006, 21:44
von Gast
das ding geht mir schon seit einem zeltlager 1983 nicht mehr aus dem kopf. würd ich gern noch mal live hören; gibt`s das vielleicht als konserve?
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 20. November 2006, 21:51
von sternenmillionär
jetzt nicht mehr gast; jetzt sitz ich im glaspalast.dieses ist nicht mein letzter brief.
Re: Glaspalast
Verfasst: Dienstag 21. November 2006, 00:25
von Magie
Hallo, herzlich willkommen im Forum, Sternenmillionär.
Hier geht es nur um die Songs als solche, Fragen zu Konzerten u.ä. passen besser in die Rubrik Damals/Spliff.
"... nicht mein letzter Brief" -- hoffentlich
Wenn Du irgendwelche Fragen hast, melde Dich gerne auch bei mir per PM.
MaGie
Re: Glaspalast
Verfasst: Freitag 24. November 2006, 10:52
von spliffco
ich kann es nur wiederholen glaspalast ist ein echt genialer song
sehr schön aufgebaut
Re: Glaspalast
Verfasst: Donnerstag 25. Januar 2007, 13:20
von Dr.Sterni
Mehr als das, wie ich finde.
Glaspalast ist einer 5000000 Songs, die man im Leben hört, aber es ist einer der wenigen, der einem vom ersten hören an unter die Haut geht und nicht mehr raus will. Gut so!
Priss: schöner kann man die verwendete Soundästethik nicht beschreiben! Toll analysiert! Wahrscheinlich würde man noch viel mehr finden, wenn man mal die Zeit hätte, einen Song wirklich von A-Z mal unter diesen Aspekten unter die Lupe zu nehmen.
Re: Glaspalast
Verfasst: Sonntag 28. Januar 2007, 13:53
von sternenmillionär
"glaspalst" hat insbesondere durch herwig`s mitwirken live in elspe schon fast größenwahnsinnigen status. für mich war der song schon absolut; aber die live-darbietung 1983 hat alle grenzen gesprengt. da war ein punkt, eine ecke, wo herwig sich bei postiver entwicklung auf das niveau der größten deutschsprachigen stars hätte entwickeln können.
Re: Glaspalast
Verfasst: Mittwoch 11. Juli 2007, 13:26
von spliffco
was heist denn hier entwickeln können ich denke HM hat sich sehr weit entwickelt, nur leider hat der sich meiner meinung nach völlig unbegründet in den "glaspalast" zurück gezogen, hoffe der und spliff kommen wieder aus ihren verstecken und machen wieder gute rockmusik egal ob in englisch oder deutsch,
ich denke wir brauchen alle mehr von den liedern wie glaspalast.
Glaspalast
Verfasst: Dienstag 14. Juli 2009, 11:21
von pinkfloyd
Hallo da draußen, ich bin auf der verzweifelten Suche nach den Chords bzw. Tabs des genialen Glaspalast. wenn die jemand für mich hätte... Ich habe schon das ganze Netz durchforstet, ohne Erfolg. Desweiteren würde mich interessieren welche Meinung Ihr zu dem Sinn des Songs habt.
Re: Glaspalast
Verfasst: Mittwoch 15. Juli 2009, 18:04
von priss
Willkommen im Spliff-Forum!
Was die Chords betrifft, ist "Glaspalast" ein sehr einfaches Stück. In den Strophen spielt sich alles auf H Moll ab (im Wechsel vielleicht mit Fis Moll), im Refrain ("Hier oben...") kommt dann ein Wechsel auf E Moll. Das liegt daran, dass der Song größtenteils aus (Bass-) Licks besteht und Reinhold eher Soundteppiche unterlegt denn "richtige" Akkorde oder Harmonien.
Was die Bedeutung des Textes betrifft, verweise ich Dich auf die ganzen anderen Postings in diesem Thread/ zu diesem Song.
Re: Glaspalast
Verfasst: Mittwoch 15. Juli 2009, 22:11
von Roter Hugo
priss hat geschrieben:Was die Bedeutung des Textes betrifft, verweise ich Dich auf die ganzen anderen Postings in diesem Thread/ zu diesem Song.
Auch von mir: Moin Moin, Pink Floyd. Zur Bedeutung des Textes: Netter Hinweis, priss, aber so richtig erschließen tut sich der Sinn des Textes dadurch auch nicht. Nicht daß das schlimm wäre, ist halt Herwig pur, dechiffrieren konnte seine Texte wohl nur er selber, oder vielleicht du noch, priss. Ich jedenfalls nicht und das macht aber auch nichts, ist vermutlich auch der Reiz seiner Texte.
Re: Glaspalast
Verfasst: Donnerstag 16. Juli 2009, 14:17
von Magie
Ich bin etwas überrascht, daß nachdem hier nur Lobeshymnen über Glaspalast geschrieben wurden, doch jemand auf meine spaßeshalber eingeschränkte Umfrage mit der Note 6 geantwortet hat. Auch Nutzer, die das Lied nur gut finden, dürfen weiter mitmachen.
Re: Glaspalast
Verfasst: Montag 20. Juli 2009, 01:02
von sternenmillionär
der Herwig sitzt in einem Glaspalast und wenn einer das Fenster einschmeißt, sieht er ganz schön alt aus. also Herwig, laß dich lieber nicht auf der Schanze blicken, wenn `s heiß her geht. was das dechiffrieren angeht, muß sich jeder schon etwas mühe geben, aber pragmatisch betrachtet´, geht es wohl um einen soldaten und das sind wir doch alle--ob im kosovo, afghanistan oder stalingrad...wer glück hat, braucht keinen letzten brief...
Re: Glaspalast
Verfasst: Freitag 9. Oktober 2009, 07:49
von spliffco
magie warum bist du denn überascht??, nun es ist doch wohl logisch das bei einem song der genial ist folglich nur lobeshymnen dazu lesbar sind
ich jedenfalls kann bei dem lied nichts schlechtes hören
Re: Glaspalast
Verfasst: Donnerstag 23. April 2015, 10:33
von Martinez
Song der Woche ist diesmal definitiv "Glaspalast"...Egal ob die Originalversion von 1982 oder die Neufassung von 2007 -ein klasse Stück aus Herwigs Feder....Was für ein Text "....bald wirst du kommen müssen,hierher in mein Versteck-du wirst mich umarmen und bringst Verräter mit-ich zähl die Zeit..." Einfach unglaublich geil!!
Re: Glaspalast
Verfasst: Freitag 30. Juni 2017, 09:53
von micha72
Guten Morgen zusammen. Ich finde den Text absolut faszinierend. Mal davon ausgehend dass er die ganze Zeit mit Metaphern arbeitet, Ist der Text auf verschiedene Scenarien anwendbar.
Zum Beispiel dass ein einzelner Mensch in seiner Lebensplanung gravierende Fehler gemacht hat. Die ganze Zeit auf der Suche nach Erfolg Karriere Anerkennung, Die wirklich wichtigen Dinge im Leben einfach vergessen beziehungsweise vernachlässigt hat. Und am Ende ganz alleine und furchtbar einsam da steht. Aber ganz oben gibts nur mal keine Liebe und keine Wärme. Niemanden dem man Vertrauen kann. Den Verräter, den sie bei der Umarmung mitbringt könnte ein ehemaliger Freund gewesen sein der ihm die Frau ausgespannt hat. Oder einer der Menschen dem er vertraut hat und ihn zu fall gebracht hat. Angeblich, ist er ja für sie,Die ihn, weil er am Boden ist, nun jetzt verlassen hat, über Leichen gegangen. Aber im Endeffekt wollte er sich nur einmal lebendig fühlen Und wusste nicht dass das es der falsche Weg ist rücksichtslos seine ziele zu erreichen. Durch sein streben hat er scheinbar sogar jemanden dazu getrieben seinen letzten brief zu schreiben. Und im Endeffekt hat der ganze Wahnsinn und die falschen motive ihn letztlich selber dazu getrieben seinen letzten Brief zu schreiben. Weil er so verdammt tief gefallen ist. Die 100.000 Männer könnten, Kollegen gewesen sein die genauso vom Wahnsinn getrieben versuchten jeden Tag eine neue Schlacht also einen erfolgreichen big Deal zu machen. Männer müssen stark sein müssen über Leichen gehen. Wer macht will der muss wohl verbrannte Erde hinter sich lassen. Zur Belohnung gibts dann viel Geld von der großen Firma oder damals stasi oder sowas. Aber mit Geld kann man die wirklich wichtigen Dinge im Leben nun mal nicht kaufen. Also schreibt er seinen letzten Brief...
Michael.roeder@hotmail.de
Re: Glaspalast
Verfasst: Sonntag 26. Juli 2020, 16:58
von Martinez
"Einmal wollt ich leben und wusste nicht mehr wie.." -ich erinnere mich noch genau daran wer das einst zu mir sagte -einige Jahre bevor Herwigs Song entstand.Dazu muss ich jetzt etwas ausholen in die Vergangenheit.Mein Grossvater mütterlicherseits starb im Januar 1943 während der schweren Kämpfe im Wald -Kaukasus nahe Apscheronsk.Der andere starb während des Unternehmens "Sonnenwende" im Februar 1945 südlich Stargard..Meine eine Grossmutter heiratete in den 60-ziger Jahren erneut und so hatte ich wieder einen (Stief)grossvater.Er war Ostpreusse,Kriegsfreiwilliger und machte den Krieg bis zum 09.05.45 mit.Danach mehrere Jahre Gefangenschaft,Entnazifizierungsverfahren,die erfolglose Suche nach Angehörigen u.s.w.Meine Eltern sowie meine Oma hatten ihm strikt verboten jemals etwas über diese Zeit zu berichten.Um so interessanter war er für mich und eines Tages wo wir alleine waren nahm er mich mit hoch auf den Dachboden.Ganz hinten stand ein alter Sekretär und er holte aus einer Schublade ein kleines Fotoalbum.Er sagte zu mir: "Schau -das waren meine Jungs...nur 82 haben das Ende erlebt.."Wir schauten die Bilder an und dann kam der entscheidende Satz:"Junge -was sind wir beschissen worden.Wofür all die Opfer die wir brachten? Alles war verloren -wir wollten leben aber wussten nicht mehr wie!Wir waren zwischen gestern und morgen." Und als ich mich umdrehte und zu ihm aufsah zitterten ihm die Hände und es liefen diesem alten Haudegen die Tränen."Nie wieder Krieg" sagte er anschliessend.Und er wusste wovon er sprach.------------Darum,"Glaspalast" geht bei mir jedesmal sehr,sehr tief...