Potsch Potschka - VARIETIES OF TRUTH (ANCIENT SONGS)

[Steffen]

Gestern kam wohl ein 10min langer Beitrag auf "Deutschlandradio Kultur" bei "Radiofeuilleton" um 10.20 Uhr. Gehört hat's wahrscheinlich niemand hier, oder?

http://www.radio-today.de/radioprogramm ... ltur/02003

[Roter Hugo]

...Dummerweise ist die alte Seite immer noch online...ohne Hinweis auf's neue Album und natürlich ohne Videos. Schade, dass das nicht pünklich zum Release geklappt hat.

Ja, der gute Potsch und sein Umfeld sind wahrlich keine marketing-Genies

Das Album finde ich nach zweimaligem Hören gar nicht so unzugänglich wie vermutet. Durch die Vocals findet man leichter nen Zugang im Vergleich zu seiner letzten Instrumental-Scheibe. Und musikalisch ist es auch nicht zu "ethno", so dass einige Melodien durchaus hängenbleiben.

Ich trau mich ja kaum, aber muß da komplett widersprechen: Finde eher die instrumentalen intros und extros, auch die percussions (s.u.) ganz interessant und vielversprechend, aber die Vocals kommen in all Ihrer Fremdsprachigkeit und m. E. schon sehr starken Ethno-Wurzeln überhaupt nicht bei mir an. In meinen Ohren überlagern sie alle aufblitzende Musikalität und Rhythmik. Gebe zu, da im Musikhören vielleicht ein bisschen zu unflexibel, zu eingefahren zu sein. Trotzdem: mit den instrumentalen Stücken konnte ich deutlich mehr anfangen.

Ich frage mich nur, was von den Percussions von Potsch selbst eingespielt und was davon programmiert ist. Sollte er keine Loops verwendet haben, dann hat er's ziemlich gut drauf.

Da stimme ich allerdings zu, die Percussions sind stark, wenn nur diese Vocals nicht wären ...

Dazu fällt mir eine herrliche Szene bei Asterix ein, (mit der ich mich aber keineswegs identifizieren möchte): die alten Männer sitzen auf der Bank und meinen: Wir haben nichts gegen Fremde, aber diese Fremden sind nicht von hier....

[Detlef]

Nach dem Anhören auf verschiedenen Internetseiten, hat mich die Musik und der Gesang etwas verschreckt.

Ich kann mich, so glaube ich zumindest, als richtigen Fan zuordnen, doch habe ich mir die CD bis heute nicht gekauft. Es wird die erste Soloplatte eines Ex-Spliffers sein, die ich mir wahrscheinlich nicht zulegen werde, und das heißt schon was.

Die Musik, nein es ist mehr der Gesang seiner Gäste, von Potsch findet zu mir kein Zugang. Obwohl ich auch Musik von Deuter und Dadawa höre, ist diese Musik sehr befremdlich.
Diesen Schritt werde ich wohl nicht mitgehen!

[sternenmillionär]

Die Percussions lassen mich einfach nicht in Ruhe / Schlafen. Eigentlich ist Nasser Kilada eher der Spezialist in Sachen percussions... Möglicherweise haben sie das auch im Duett gemacht. Es klingt fremd und doch so nah...
So bin ich noch mal in die Journey eingestiegen; die ist ja mittlerweile auch schon mehr als 15 Jahre reif... mit grandiosen Kompositionen; das muß irgendwer in den nächsten 150 Jahren noch mal live spielen. Das ist eigentlich Musik für die Große oder Kleine Bühne; die Trommeln auf SOLEA...ich hab`s schon mal irgendwo geschrieben. Das ist aus dem tiefen Kerker der Gefühle und klingt nach Joy Division. The Journey selbst ist aber eben nur ein home-produkt; man merkt schon den Unterschied zu einem Großen Longplayer von z.B. Stewart Copeland oder Andrew Poppy in den 80-ern.
Aus eben der Sicht sind auch die neuen Songs geeignet für die Große und Kleine Bühne; da kann dann auch der Durchbruch erfolgen für diejenigen, die das als nüchterne CD/LOADING auf dem Sofa nicht erreichen konnten. So ist es für mich kein Wunder, daß zunächst die Rhythmusbegleitung sofort ins Ohr fällt. Für alle Hintergründe braucht man Konzentration und Zeit...

[Steffen]

Ich finde die Vocals zum Großteil gar nicht so "unwestlich". Da sind durchaus ein paar eingängige Songs auf dem Album. Vielleicht brauch man aber ein paar Anläufe. Er hatte ja auch ursprünglich ein paar Remixes zu einigen Tracks angekündigt. Möglicherweise täten sich einige damit erstmal leichter...

Allerdings verstehe ich nicht, warum Potsch, für den das Album nach eingenen Aussagen das wichtigste und beste Projekt seit langem war, nicht mehr für die Promotion von selbigem tut. Kein Wort auf der Website. Eine Album-Veröffentlichung ist ja keine Nebensache und sollte eigentlich Priorität vor anderen Aktivitäten haben. Find ich gerade ziemlich seltsam...

[sternenmillionär]

Jetzt muß ich hier doch mal den ultimativen Durchbruch für dieses Album wagen: Ja, es ist nach wie vor schwierig für Nicht-bewanderte, sich durch den Kulturkreis zu schleppen. Aber man sollte vielleicht den Focus zunächst auf die beiden songs mit Anna Komann knüpfen; ich bin selbst erstaunt, wie sehr das nach Cosa/Nena/Ulla klingt ( wenn der Text deutsch wäre ). Ich bin selbst da so schnell rein/rangekommen, weil ich die Discographie von Kula Shaker kenne; ich würde mal sagen, Potsch würde auf Anfrage sagen : Kenne ich nicht. Ist auch ok, aber der Ansatz Richtung Indien ist derselbe; Kula Shaker haben in den 90-ern damit ne menge Moos in England gemacht, vor allem Tattva und Govinda sind legendär und da sind dann auch ne Menge schwieriger tracks zwischen ( die keiner braucht ); weshalb Johnny Marr wohl auf Anfrage auch stumm blieb. Aber hier auf Potsch seinem Album: Pancha Tattva und Gayatri haben eine schöne Form und Sprache ( Übersetzen kann ich die nich`- so war DAS nicht gemeint ). Die Sprache des Kreises ist offensichtlich stimmig und auf der Basis könnte ja mal ein Komann/Potschka - album möglich sein. Also die Präsentation ist klasse, die gongs nicht, sorry... es ist nur eine Sache des Sounddesigns; das ist sehr schwer auf Linie zu kriegen wenn da kulturelle/religiöse Hindernisse sind. Ich glaube Potsch hat das supergut gemacht und genau die Hindernisse so gut berücksichtigt wie es eben geht. Keiner ist die Allwissende Billardkugel ( aus Morlove-Eine Ode für Heisenberg ).

[Steffen]

...Kula Shaker feier ich immer noch! Aber ich wundere mich nicht, dass die beiden Komann-Tracks wohl mit am zugänglichsten sind. Ich tippe einfach mal deshalb, weil man merkt, dass sie nicht aus Indien stammt? Ihre Art zu Singen ist doch deutlich europäisch geprägt - das vereinfacht wohl den Zugang...

[Steffen]

neue Review:

http://schallplattenmann.de/a119596-Pot ... -Truth.htm

[sternenmillionär]

Diese letzte Review halte ich für ziemlich substanzlos. Nächster Versuch !!! ich beantorte jede Re-view des Albums ausführlich...

[Steffen]

...hier ein kleines Interview...

http://www.funkhauseuropa.de/musik/loka ... 0622.phtml

...falls das wirklich Teil einer Sendung war, haben wir diese wohl mal wieder verpasst.

[Roter Hugo]

...totale Toleranz und Frieden, Aggression geht gar nicht. Es geht immer darum, Gott zu finden, sich selbst zu finden, das Leben genießen können....Liebe, Zufriedenheit, Glück. All das folgt, wenn man tolerant ist.

Immer wieder sympathisch, immer wieder erstrebenswert, und... ich befürchte, nicht immer den realen Lebensumständen entsprechend ...

na ja gut, da muß jeder seinen Weg finden, das zitierte Konzert in der Kreuzberger Passionsrche findet jedenfalls ganz offensichtlich am 1.10. statt, insofern ist die Termin-info im Interview entweder veraltet oder brandneu (????)

[sternenmillionär]

Terminlich weiß ich auch nichts Aktuelles; ich plane das wirklich nur noch 2 Wochen vor dem tatsächlichen Termin...
Was Toleranz angeht... Varieties of Truth ist ja geradezu eine Aufforderung zur Toleranz, auch wenn das halt textlich für Normalbürger dann nicht nachvollziehbar sein kann. Und klar, wenn der Künstlerische Prozeß eine gewisse Intensität erreicht, kommt das mit einem relativen Realitätsverlust einher.
Bleibt zu hoffen, daß die Spielklasse von Potsch noch zu seinen Lebzeiten von den Intellektuellen entdeckt wird. Hier mal ausdrücklich: Es scheint aus der Mitte zu kommen, weder von links noch von rechts ... kann mich auch täuschen...